Protokoll der Tagung des Arbeitskreises Faustball 2004 vom 12./13.12.1998 in Tannenlohe

Anwesende: Lothar Baade TK-Vorsitzender
Bernd Dübe Gruppenobmann Ost
Heinz Jürgen Kreckmann Schiedsgerichtsvorsitzender
Fritz Lenhart Landesfachwart Westfalen
Thomas Seewald Staffelleiter 2.BL Ost
Erich Vaupel Beauftragter für Wettkampfwesen
Bernhard Hoffrichter Landesfachwart Hessen zeitweise
Harald Muckenfuß Bundestrainer A-Kader und Trainersprecher zeitweise
Udo Schulz Bundestrainer B-Kader zeitweise
Klaus Schiller Landeslehrwart Thüringen zeitweise
Horst Tillner Beauftragter für Lehrwesen zeitweise
Beginn der Tagung: 12.12.98, 09.00 Uhr
Ende der Tagung: 13.12.98, 13.00 Uhr

Ziel der Arbeitstagung sollte es sein, ausgehend vom derzeitigen nicht in allen Belangen befriedigenden Situation, Negativpunkte im Istzustand aufzuzeigen, sowie Anregungen und Ideen zur Verbesserung der Struktur und zur Weiterentwicklung des Faustballsports in Deutschland zu sammeln.

Lothar Baade begrüßte die Teilnehmer und bedankte sich für die Bereitschaft zur Mitarbeit im AK Faustball 2004. Er bedauerte, daß einige eingeladene Faustballfreunde aus den unterschiedlichsten Gründen absagten und leider nicht zur Tagung kommen konnten. Damit war die breite Plattform von Fachkompetenz, die zur Findung möglichst vieler Ideen und Anregungen zu allen Bereichen des Faustballsports angestrebt war, leider eingeschränkt.

Als gravierende Negativpunkte wurden festgehalten.

* Im internationalen Vergleich verliert Deutschland seine bisherige Vormachtstellung.
Im Jugendbereich haben uns andere Nationen bereits überholt.
* Im nationalen Bereich sind die wesentlichen Probleme in den folgenden Bereichen zu sehen:
Im Lehr-, Ausbildungs- und Trainingswesen gibt es erhebliche Defizite.
* Für den Jugendbereich müssen Schwerpunktmaßnahmen erarbeitet und umgesetzt werden.
* Breiten- und Leistungssport müssen analysiert und neu orientiert werden.
* Die Wettkampfstruktur und -organisation ist zu analysieren und zu überarbeiten.
* Bestehende Strukturen sind teilweise Entwicklungsansätzen hinderlich und müssen überdacht und verbessert werden.
* Mitarbeitergewinnung, sowie Aus- und Fortbildung von Mitarbeitern ist zu Verbessern

Die einzelnen Punkte wurden im breiten Umfang diskutiert.

Der Themenkreis Mitarbeitergewinnung, Mitarbeiter-aus und -fortbildung wurde als übergreifendes Ziel festgehalten. Dazu wurde mehrheitlich festgestellt, daß das Anspruchdenken der faustballer und ihr Anspruchsverhalten weit auseinander klaffen. Um so wichtiger erscheint deshalb die Umsetzung dieses Zieles.

Als eine wichtige Voraussetzung dazu ist es erforderlich für die einzelnen Positionen eine Arbeitsplatzbeschreibung, die es den angesprochenden Kandidaten erlaubt die Tragweite einer positiven Entscheidung zu überblicken, zu erstellen. Diese Aufgabe soll von den jeweiligen Beauftragten für die einzelnen Fachbereiche unter Berücksichtigung eventueller neuer oder veränderter Anforderungen wahrgenommen werden.

Im Zusammenhang mit der Erörterung der Themen Breitem- und Leistungssport, Wettkampfstruktur wurde festgestellt, daß es erhebliche Konflikte zwischen den Bereichen Leistungs- und Breitensport zu geben scheint. Begriffe wie Spitzen- oder professioneller Faustball wurden diskutiert, was immer auch Einzelne darunter verstehen mögen. Der Umstand. daß einige eingeladene Vereinsvertreter und der Ligaausschuß nicht anwesend waren, wirkte sich natürlich nicht förderlich aus. So konnten erforderliche Informationen aus der Basis nicht abgerufen werden.

Als Ziele wurden aber folgende Punkte fixiert:

Es soll eine Differenzierung zwischen Leistungssport und Breitensport angestrebt werden. Dazu wurden definiert:

Als Leistungssport: Kader und Faustball-Ligen
Als Breitensport: Jugendfaustball, Seniorenfaustball und Freizeitfaustball

Im Zusammenhang mit dieser Differenzierung ergibt sich eine lebhafte Diskussion zu Einzelproblemen des Spielbetriebes. Daraus hervorgehende Anregungen und Vorschläge die in die weiteren Überlegungen einbezogen werden sollten sind nachfolgend stichwortartig aufgelistet.

* Festspielregel Bundesligen-für Senioren aufheben oder bestehen lassen
* Altersklasse Männer 30 abschaffen
* Altersklassen neu einteilen (z.B.M35,45,55 oder M60 und F40 einrichten.)
* Ist die Ligaeinteilung im Frauenfaustball richtig. Sind die 2.Bundesligen mit dem derzeitigen Unterbau attraktiv und damit sinnvoll. (Zahle der Mannschaftsabmeldungen bzw. Rückzüge)
* Spielansetzungen der 1.Ligen; Doppelspieltage mit extremen Entfernungen an Wochenenden; Überbeanspruchung der Aktiven, da für Spitzenmannschaften durch DM, internationale Wettbewerbe und Kader kaum noch freie Räume bleiben.
* Ansetzung deutscher Meisterschaften in fast allen Klassen getrennt (Verlust des Vorbild-,Lokomotiv- und Motivationseffektes für den Nachwuchs, der duch lokal und zeitlich gleiche Termine nicht anwesend sein kann.
* Sollen nicht wenigstens Jugendmeisterschaften wieder möglichst zusammengefaßt werden.
* Konzept Breitensport + X; im DTB gibt es die Aktion "50 Plus"; wo bleibt Faustball dabei? Was passiert mit Mixed, Beach, 2er-Faustball oder ähnlichen Trends?

Zu den zum Wettkampfwesen anstehenden Problemen sollen vom Beauftragten für Wettkampfwesen mit dem Wettkampfrat, dem Ligaausschuß und anderen kompetenten Faustballfreunden in problembezogenen Arbeitskreisen Lösungs- bzw. Änderungsvorschläge erarbeitet werden.

Alle Breiten- und Freizeitsport Problemstellungen sollen vom Beauftragten für Freizeit und Breite unter Einbeziehung der Gruppenobleute und weiterer kompetenter Faustballfreunde beraten und zu umsetzbaren Konzepten ausgearbeitet werden.

Die Bereiche Lehrwesen und Jugendförderung wurden im Zusammenhang diskutiert. Eine kurze Iststandserhebung ergab:
* Die Mannschaftszahlen im Jugendbereich sind im Wesentlichen konstant geblieben. Das Leistungsniveau ist aber abgefallen.
* Der internationale Leistungsvergleich verläuft negativ.
* Deie Zahl der Trainer mit Trainerlizenz ist rückläufig. (Bei den Deutschen Meisterschaften haben nur 30% der teilnehmenden Mannschaften einen Trainer mit Lizenz.)
* Obwohl die Ausbildungsrichtlinien und Lehrpläne für die Trainer Aus- und Fortbildung vorliegen werden in den LTV´s immer weniger Trainer ausgebildet.
* Im Lehrwesen bestehen große Defizite.
* Auf allen Ebenen bestehen erhebliche Kommunikationsprobleme.
* Ein vor 2 Jahren vom TK in Auftrag gegebenes Jugendförderkonzept wurde bisher nicht fertiggestellt.

Um der Stagnation bei der Gewinnung von Jugendlichen eine positive Wende zu geben und das Leistungsniveau zu steigern wurden diverse Anregungen diskutiert.

Zur Verbesserung der Situation im Trainingswesen müssen die Aktivitäten zur Motivation und Ausbildung von Trainern in LTV´s verstärkt werden. Es sollte untersucht werden ob die Trainerausbildung derzeit attraktiv und annehmbar ist oder ob neue Konzepte erforderlich sind. Weiter wurde vorgeschlagen Konzepte zu erarbeiten um Aus- und Fortbildungsmaßnahmen, in den Fällen wo landesinterne Probleme bestehen, eventuell auf regionaler Ebene durchzuführen. Eine weitere Möglichkeit wäre auch die Einrichtung von Stützpunkten für die Aus- und Fortbildung von Trainern. Zum Beispiel könnte eine Landesturnschule (oder auch mehrere) in der alle Voraussetzungen für eine optimale Trainerausbildung gegeben sind, als generelle Ausbildungsstätte für Faustballtrainer dienen. Auf jeden Fall soll den Vereinstrainern kurzfristig Hilfestellung angeboten werden.

Die derzeit schlechte bzw. in einigen Bereichen nicht vorhandene Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Bundesjugendfachwartin - Landesjugendfachwarten und Vereinsjugendwarten, sowie zwischen Beauftragten für Lehrwesen - Landeslehrwarten und Vereínstrainern muß verbessert bzw. hergestellt werden.

Eine weitere Möglichkeit ist vielleicht die bereits früher diskutierte Einsetzung von Regionaltrainern. Kandidaten für diese Positionen könnten z.B. aus dem Kreis der Landeslehrwarte oder der Landestrainer kommen. Angeragt wurde auch als neuer Weg zu versuchen Positionen über ABM Stellen zu besetzen.

Ein wesentlicher Punkte zur Jugendgewinnung ist der Schulsport. Hier sind im Faustball leider nur in sehr begrenzten Umfang Aktivitäten vorhanden. Dieser Bereich muß in allen Landesturnverbänden ausgebaut werden. Hier sind zunächst die Landesfachwarte gefordert die notwendigen Aktivitäten einzuleiten. Unterstützung kann über den Beauftragten für Lehrwesen angefordert werden, der dann Kontakte zu den im Schulsport beispielhaften Landeturnverbänden herstellen kann. Eine Koordinationsstelle auf Bundesebene ist für den Schulsport erst sinnvoll, wenn der Schulsport in der Mehrzahl der Landesturnverbände zumindest in Ansätzen aufgebaut ist.

Aus dem Fazit, daß eine vernünftige und sinnvolle Jugendförderung nur mit vernünftigen Konzepten und gut ausgebildeten, motivierten Trainer erreicht werden kann, wurde folgendes vereinbart:

* Udo Schulz wird mit einem Arbeitskreis, den er selbst nach Bedarf zusammenstellt unter Einbeziehung der Bundesjugendfachwartin und des Beauftragten für Lehrwesen, ein Jugendförderkonzept erarbeiten.
* Bei internationalen Spitzenveranstaltungen, die in Deutschland und in näherer Nachbarschaft veranstaltet werden. sollten nach Möglichkeit Jugendprojekte durchgeführt werden. (Zustandig Bundesjugendfachwartin)
* Die das Lehrwesen betreffenden Themen werden vom Beauftragten für Lehrwesen bearbeitet. Er wird dazu bei Bedarf einen Arbeitskreis zusammenstellen.

Festgehalten wurde auch, daß die Koordination auch auf Bundesebene nicht optimal funktioniert. Gute Konzepte und Anregungen die auf Landesebene vorhanden sind, sind auf Bundesebene nicht bekannt und können so nicht aufgegriffen und systematisch weiterentwickelt und verbreitet werden. Dazu werden die Landesfachwarte gebeten alle vorhandenen, der Weiterentwicklung des Faustballsportes dienenden Konzepte, an die Bundesebene weiter zu geben.

Aufgrund det Nichtanwesenheit einiger Eingeladener fehlten bei der Diskussion zum Teil wichtige Informationen. Deshalb wurde auf konkrete Umsetzungsbeschlüsse verzichtet.

Es wurden aber folgende weitere Festlegungen getroffen:

* Bei der nächsten Sitzung des Wettkampfrates (Termin 24./25.04.99) wird die Strukturprüfung auf die Tagesordnung gesetzt und beraten. Den Mitgliedern des Wettkampfrates wird dazu dieses Protokoll zugesandt.
* Der Ligaausschuß wird gebeten, alle den Liga-Spielbetrieb betreffenden Bereiche zu beraten und rechtzeitig eine Aussage an das TK zu geben, damit das TK die Möglichkeit hat, auf seiner nächsten Arbeitstagung (10./11.04.99) die Dinge weiter zu entwickeln.
* Die TK Mitglieder bereiten bis zur nächsten TK Arbeitstagung weitere Entwicklungsansätze in ihren Zuständigkeitsbereichen vor.
* Manfred Lux wird gebeten das Protokoll in der FJ zu veröffentlichen

Protokollführer
Heinz Jürgen Kreckmann
TK Vorsitzender
Lothar Baade