Wie in Deutschland mit Ballherstellern verfahren wird:

Faustball-Posse: Vom IFV zugelassene Bälle gehen zu "Lasten eines effektiven deutschen Faustballsports" An anderer Steile dieser Ausgabe (1/1997) ist schon eine Situation zum Sponsoring im deutschen Faustball beschrieben worden; in diesem Kommentar wird auch dazu noch ein weiteres Beispiel abgehandelt:

Als bekannt wird vorausgesetzt, daß diese Thematik in vielen aktiven Faustballvereinen akut ist und einen vorrangigen Stellenwert einnimmt. Selbst weitaus größere Sportverbände, mit hohen Mitgliederzahlen und entsprechenden Etats, sichern schon seit Jahren mit parallel arbeitenden Organisationen den Standard ihrer Aktiven: die Deutsche Sporthilfe ist im übrigen eine dieser Institutionen. Daß die Fuß-, Hand-, Volley- und Basketballer nebenher auch noch zusätzliche Fördervereine eingerichtet haben, ist klar.

Und daß auch der "Pool" der Ski-Asse von Sponsoren (reichlich) gefüllt wird, ist immer dann deutlich, wenn die Plazierungsgelder in allen Medien veröffentlicht und die Skier im Rekordtempo in die Fernseh-Kameras gehalten werden.

Und in einem gleichen sich all` diese Institutionen und Einrichtungen: Das begleitende, unternehmerische Umfeld dieser Sportarten ist vorhanden - wobei der Interessenrahmen breitgefächert zwischen sportpolitisch-ideologischen ("Deutsche Sporthilfe") und eigennützigen Gründen (sportartspezifische Hersteller) eingebettet ist.

Jeder interessierte Faustballer weiß nun, daß speziell "seine" Sportart in dieser Hinsicht wenig zu bieten hat. Das liegt einmal daran, weil die deutschen Faustballer keine Konzeption zur Stärkung bzw. zum Aufbau eines "begleitenden Umfeldes" vorweisen können, zum anderen können am Rande dieser Ballspielart kaum leistungsstarke Unternehmen existieren.

Und leider gibt es zum dritten hierzulande auch noch Faustballer. die partout jeden Schritt in Richtung Sponsoring -wenn sie nicht gerade selbst davon profitieren- zunichte machen:

Seit einigen Monaten versucht das Sportunternehmen "PIA" seine "Copa"-Faustbälle -wie in Österreich und der Schweiz bereits geschehen- auf den deutschen Markt zu bringen.

Ehrlich und anständig übersandte man Lothar Baade für das Genehmigungs-Verfahren "offizieller Ball der Nationalmannschaft" zwei dieser "Copa"-Bälle und bot zum Einstieg der Deutschen Faustball-Nationalmannschaft zusätzlich einen Ausrüster-Vertrag und eine finanzielle Beteiligung (!) am Verkauf dieser Bälle an.

Wie "professionell" Lothar Baade dieses Genehmigungs-Verfahren dann in Gang setzte, erfuhr man von Dirk Schachtsiek schon 1996 bei der Ligaausschußsitzung :

"Die Faustballer des TSV Hagen werden ja vom Ballhersteller "RGW" gesponsert: dort läuft auch die Prodution des "Dirk Schachtsiek-Ball's" an. In dieser Firma ist nun einer dieser übersandten "Copa"-Bälle begutachtet worden: dabei hat "RGW" erhebliche Verarbeitungsmängel festgestellt!"

Der Negativbescheid von Lothar Baade an die Firma "PIA" kam verspätet, aber unmißverständlich: in ihm wurde sogar die Befürchtung geäußert, eine Akzeptanz des Balls in den deutschen Nationalmannschaften führe "zu Lasten eines effektiven Faustballsports".

Die Firma "PIA" ließ sich allerdings von diesem Bescheid nicht entmutigen und versucht nun, über den niedersächsischen ASV Ahlhorn ins deutsche Ballgeschäft zu kommen. Beim ASV jedenfalls ist man mit diesem Produkt bestens zufrieden, denn "PIA"-Sport bietet auch für den Nachwuchsbereich diese konstruktionsgleichen, aber enorm preisgünstigen Bälle an, gewährt bei größeren Lieferungen erhebliche Nachlässe und bietet durch die besondere Festigkeit -die aneinander stoßenden Teile der Außenhülle sind vernäht und können somit nicht aufreißen- ein Produkt an, das wirklich rund bleibt.

Natürlich blieb die "PIA"-Aktion auch Lothar Baade nicht verborgen. Auf gezielte Nachfragen von Bundesligaspielern galt es nun, gegen "PIA" nachzukarren. "Faustbälle mit Nähte gibt es nicht" so eine seiner Antworten: die objektiven Grundlagen seiner Erkenntnisse verschwieg er allerdings.

Da der "Copa"-Ball in Österreich und der Schweiz seit langem zum festen Standard aller Erstligisten gehört, ohnehin die internationale "IFV-Zulassung" besitzt und deswegen auch bei allen intern. Bewerben aufgelegt wird, ist aus dem deutschen Vorgehen mittlerweilen ein regelrechtes Possenspiel geworden.

Solange es nämlich deutsche Faustballer für gut erachten, zur Genehmigung vorgelegte Produkte bei konkurrierenden Unternehmen untersuchen zu lassen, muß diesen verantwortlichen Faustballern genau so wenig Objektivität unterstellt werden, wie den Prüfergebnis der im Wettbewerb stehenden Konkurrenz. Oder will irgendjemand allen Ernstes behaupten, er hätte auf ein positives Echo der Firma "RGW" gehofft?

Wie bei ähnlich gelagerten Fällen fällt die Sache nun allerdings doppelt und dreifach und zum Schaden aller Faustballer zurück:

1.Nun weiß man endgültig und überall. daß es in Faustball-Deutschland kein rechtlich abgesichertes Reglementierungs-Verfahren für genehmigungsfähige Artikel gibt. Das wiederum wird künftig zur Chance für kühl kalkulierende Vermarkter, die sich -an den Bedürfnissen der Faustballer vorbei- in deren Reihen eigenhändig einen Markt suchen werden:

Qualität und faustball-gerechtes Angebot ade!

2. Nun ist auch in der breiten Öffentlichkeit nachdrücklich manifestiert, daß die zur Zeit gültige Regelung eines Zulassungsverfahrens einzig und allein von subjektiven Eindrücken weniger BFA-Mitglieder abhängig war und ist. Selbst objektive, durch das Regelwerk abgesicherte Bemessungs- und Bewertungsgrundlagen können von dort offensichtlich nach eigenem Gutdünken über den Haufen geworfen werden.

Weil die Faustballer mit so einer Verfahrensweise aber insgesamt "nicht mehr verläßlich" sind, dürfte ihre Sportart nunmehr für keine langfristige Investition mehr interessant sein.

Wer soll denn zum Beispiel künftig in einen verbesserten Ball, in bessere Pfosten, Ständer oder Bänder investieren, wenn danach für die Zulassung das Urteil der Konkurrenz herangezogen wird?

(Was würde wohl passieren, wenn der Deutsche Fußballbund ein Angebot von "adidas" bekommen und die zum Genehmigungs-Verfahren übersandten Stollen- Schuhe durch die konkurrierende Firma "Nike" untersuchen lassen würde'? Man mag sich das nur mal vorstellen - im Faustballsport aber scheint alles möglich zu sein!)

Und die logische Folge:

Für die Faustballer wird es immer schwieriger, an gute, den attraktiven Faustballsport fördernde Spielgeräte, pp-, zu kommen. Und die Entwicklung von neuen Ideen bleibt erst recht auf der Strecke!

3.Am schwersten aber wiegt der belegbare Verlust an Glaubwürdigkeit:

Wir Faustballer können einerseits doch nicht die mangelnden finanziellen Mittel beklagen, andererseits aber Sponsoring-Anträge durch haarsträubende, jedes marktwirtschaftliche Handeln zuwiderlaufende Unternehmungen abschmettern!

Und die Ergebnisse eines solchen Verfahrens werden auch schon deutlich:

Auf der Grundlage des "Copa"-Falls wird der Faustballsport auf nationaler Ebene überhaupt keinen Sponsor mehr finden. Und diesen Gedanken darf man getrost weiterspinnen; Verlierer werden nämlich immer die Aktiven in den Vereinen und Abteilungen sein, nicht die eigentlichen Verursacher dieser Misere !

Noch ein Beispiel, was man von Lothar Baades Negativbescheid an "PIA"-Sport zu halten hat:

Auch die gesamte Nachwuchsabteilung des ASV Ahlhorn spielt mittlerweilen mit den kostengünstigen "Copa"-Bällen; über 100 Faustballer vom Mini bis hin zum A-Jugendlichen trainieren erfolgreich mit diesem Produkt - und die Plazierung der Ahlhorner Mannschaften bei nationalen Meisterschaften dürften bei allen Faustballern bekannt sein.

Bekannt ist aber auch die neue "Effektivität" --eine Definition von Lothar Baade- der deutschen Faustball- Nationalmannschaften: Alle internationalen Nachwuchswettbewerbe gehen doch mittlerweilen verloren, realistisch betrachtet mit teilweise ernüchternden Spielständen.

"Effektivität" läßt sich eben nicht vorgeben.

Vermutlich sind die "Copa"-Bälle während ihrer "Testphase" offenbar auch nicht in Faustballvereine mit großen Nachwuchsabteilungen gegeben worden; auch objektive Bundesligaspieler hätte es dort sicherlich gegeben.

Ist denn das Urteil dieser vielen Faustballer weniger wert als zum Beispiel das eines Vereins, der nachweislich an eine andere Ballfirma gebunden war?

Sollte den Verantwortlichen möglicherweise sogar gleich sein, wie die finanzielle Situation in Faustballvereinen mit vielen Nachwuchsteams aussieht oder weiß man nicht, daß kostengünstige Bälle die Arbeit in diesen Abteilungen wesentlich forcieren helfen?

Einige Worte noch zum Schluß:

Minderwertige Ware sollte nicht auf den Markt gehören: das Wesen einer freien Wirtschaftsordnung läßt das aber zu. Immerhin gibt es aber mind. zwei Kriterien, um den Weizen vom Spreu zu trennen:

Wie überall in der Marktwirtschaft wird sich Qualität sofort durchsetzen; ich denke, die Faustballer benötigen in dieser Beziehung weder einen Vordenker und mit Sicherheit keine exemplarischen Vorgaben!

Zum anderen existieren auch amtliche, halbamtliche und selbstauferlegte Qualitätsmerkmale. Alle zu erfüllenden Kriterien sind darin aufgeführt und für jedermann -also auch für die Hersteller- nachvollziehbar, abzurufen und zu überprüfen.

In den Faustball-Regeln ist zum Ball lediglich vermerkt:

"Der Faustball ist ein luftgefüllter Hohlball in weisser Grundfarbe mit maximal 20 % ... Farbfläche, der gleichmäßig rund und straff aufgepumpt sein muss. Bei Beginn jedes Spieles beträgt sein Gewicht 350 - 380 Gramm (Herren), sein Umfang 65 - 68 cm, sein Luftdruck 0,55 - 0,75 bar."

Nur diese Voraussetzungen -und mehr gibt das geltenden Regelwerk eben nicht her- sind also von den Herstellern zu erfüllen.

Weitere (Überprüfungsmerkmale läßt das Regelwerk (Gesetz) -weil dort nicht aufgeführt- also nicht zu.

Zum Beispiel steht dort nichts von "typischen Faustbällen", "glatten oder plastifizierten Oberflächen", "einem anderen Sprungverhalten", "abbremsenden oder langsamen Bällen" oder "Nähten" und auch nichts von der Art der Außenhülle, von der Anzahl, Anordnung, Fixierung oder Befestigung ihrer Teilflächen, vom inneren Aufbau der Karkasse und der Zusammensetzung des umspannenden Fließes, ferner ist nichts zur Art des benutzten Klebers oder zur Wahl der integrierten Blase bzw. Ventils ausgesagt - nur um einige Dinge zu nennen!

Weiß Lothar Baade denn nicht, daß all' diese Dinge für uns Faustballer zwar eine Rolle spielen, niemand es bislang aber für nötig befunden hat, diese Details auch als Vorgaben, pp., ins Regel werk zu nehmen?

Als Vorsitzender des Technischen Komitees Faustball wäre gerade er dafür besonders verantwortlich gewesen; und in den fast 10 Jahren seiner Amtszeit bestand sicherlich auch die Möglichkeit dazu.

Um Mißverständnissen vorzubeugen:

Der "Copa"-Ball kann schon mal in allen Klassen -bis auf die Bundesligen und in den Nationalmannschaften- im Wettkampfbetrieb eingesetzt werden.

Einen Akt der Solidarität lieferten im übrigen konsequenterweise die Faustballer in Niedersachsen, wo man die Qualifikation der IFV- Verantwortlichen eben nicht infrage stellte. Ihr unmißverständlicher Beschluß:

"Was der IFV genehmigt, darf in Niedersachsen auch gespielt werden!" Mal sehn', ob die Effektivität des niedersächsischen Faustballs darunter leidet..

Heino Kreye


(wie bereits angeführt: Diesen Artikel habe ich bereits vor 3 Jahren geschrieben und veröffentlicht - und warum ist der eigentlich aktuell wie nie?)